19.08.2020 Verwechselt Schweigen nicht mit Tatenlosigkeit

Ihr habt recht, es war in der letzten Zeit sehr still um uns, aber dies ist kein Zeichen von Untätigkeit. Sobald sich das Leben wieder etwas beruhigt hat, werden wir sicherlich Zeit finden, auch wieder über die interessanten Erlebnisse zu berichten, die wir erlebt haben. Mittlerweile dürfte vielen aufgefallen sein, daß sich gewaltige Veränderungen in der Welt abspielen und natürlich waren und sind auch wir nicht ganz unbetroffen davon. Paraguay hat sich ja schon im März fast komplett abgeriegelt - natürlich geht der Zigarrettenschmuggel des Ex-Präsidenten munter weiter, denn Schmuggler und korupte Zöllner sind ja bekanntlich gegen alles immun.

Ähnlich wie in den USA waren die Regierenden so clever und haben die Härte der Maßnahmen den Gouverneuren und Bürgermeistern überlassen, was dann auch merkwürdige Früchte hervorbrachte. Nach Villarrica kam zeitweise nicht mal derjenige wieder hinein, der die Stadt vorher verlassen hatte - auch, wenn er dort wohnte. Von Auswärtigen ganz zu schweigen. Überlegt man, daß dort die einzigen Geldautomaten im Umkreis von 70km zu finden sind, kann man sicherlich das Ausmaß dieser Anordnungen überblicken. Zeitweise wurde sogar die Fernverkehrsstrße für den Durchgangsverkehr blockiert.

Um ein einfaches Durchbrechen der Sperren zu verhindern, war dem Einfallsreichtum keine Grenzen gesetzt, einige Bürgermeister ließen sogar Kies auf der Straße abkippen. So konnte man nur mühsam im Slalom darum herum fahren. Auch wir stießen auf einer Fahrt nach Concepción auf eine seltsame Regelung. Die Polizei hatte kurzerhand die weit und breit einzige Brücke gesperrt und ließ nur Fahrzeuge mit maximal einer Person in die Stadt. Es dauerte einige Zeit, bis wir klar machen konnten, daß es für uns mit dem Roller doch sehr mühsam gewesen wäre, 25km zurück zu fahren, um dann allein wiederzukommen. So ließ man die alten Alemanes letztendlich dann doch zu zweit auf dem Roller sitzend durch. Wir mußten nur dem Polizisten, der selbstverständlich ohne Maske kontrollierte, versichern, uns in der nächsten Apotheke das Skalvenabzeichen zu besorgen, pardon, einen Mundschutz zu kaufen. Auf dem Heimweg haben wir dann mit aufgesetzter Maske freundlich gegrüßt. Auch in einem der Supermärkte sollten wir erst nur einzeln hereingelassen werden. Aber irgendwie war die Diskussionsbereitschaft nicht so groß und auch hier ließ man uns beide rein. Mittlerweile findet man an den kleinsten Verkaufsstellen außen angebrachte Waschbecken und Schilder, die darauf hinweisen, was man alles tun und lassen soll. Wir sind immer wieder froh, wenn wir in Loreto in einem kleinen Laden weder Besitzer noch Kundschaft maskiert sehen. Man fühlt sich gleich wieder als Mensch.


Hier war schon mal ein Weg

Es war einmal ein Weg

Ein neuer Weg

Lucky hilft


Wir sind im übertragenen Sinn dem Rat "lehnt Euch zurück und genießt die Show" gefolgt und haben uns in den letzten Monaten auf Aktivitäten auf dem Grundstück konzentriert. Zuvor haben wir ungefähr 1x pro Monat einen größeren Einkauf in Concepción getätigt und sind dazwischen höchstens 1x die Woche mit dem Roller dorthin gefahren. Seit März versuchen wir für mindestens 2 Monate im Voraus zu kaufen und die Kleineinkäufe tätigen wir in Loreto, da dort alles viel lockerer ist. Tatsächlich haben wir letzte Woche einmal ein Polizeiauto dort gesehen. Besetzt mit 3 Personen gingen 2 davon, wohlgemerkt ohne Maske, in einen Baumarkt zum Einkaufen. Die Einzigen, die sich dort an die sogenannten Auflagen hielten, waren die Mitarbeiter.

Den Bau des Gästehauses konnten wir anfänglich nicht fortsetzen, da wir uns nur noch zum notwendigen Lebensmitteleinkauf vom Grundstück bewegt haben, außerdem gab es zeitweise keinen Zement. Das war aber gar nicht so schlimm, denn es gab viele Arbeiten zu erledigen, die schon lange überfällig waren. Gras und Gebüsch ließen sich vom Lockdown nicht beeindrucken und sind munter weiter gewachsen. Viele Wege, die wir schonmal angelegt hatten, sind in kürzester Zeit zugewachsen und wir hatten alle Hände voll damit zu tun, Berge von Gras und anderem Wildwuchs an den Stellen zu beseitigen, die wir gern begehen wollen. Puh, als wir endlich wieder weiter bauen wollten, war nicht nur der Bauplatz, sondern auch unsere zukünftige "Kiesgrube" unter hohem Gras verschwunden. Also auch hier erstmal kräftig zupacken.

Natürlich gab es zwischendurch auch immer mal wieder den einen oder anderen "Kuhangriff". Wie man es ja auch aus Deutschland kennt, stellt auch hier das Gras im Herbst und Winter seinen Wuchs fast vollständig ein. Auf der einen Seite ja ganz schön, denn vieles, was wir einmal frei hatten, bleibt dann wenigstens bis zum Oktober frei. Aber auf der anderen Seite sehen und riechen Nachbars Kühe natürlich das noch leckere Gras hinter dem Zaun. Frei nach dem Motto:"Steter Tropfen höhlt den Stein", gibt irgendwann der stabilste Pfahl nach, wenn die Kühe sich endweder immer wieder auf den Zaun lehnen oder den Kopf hindurchstecken und beim Zurückziehen mit den Hörnern hängen bleiben. Durch das ständige hin und her läßt sich der Zaun irgendwann an dieser Stelle so weit hinunterdrücken, daß sie einfach darüber hinweglaufen können. Leider sieht man diese lockeren Stellen oft nicht von Ferne, sondern muß an jedem Pfahl wackeln. Nachdem wir eines Morgens gut ein Dutzend Kühe auf dem Grundstück vorfanden, laufen wir nun regelmäßig Patrouille. So langsam kennt man zwar die besonders gefährdeten Stellen, aber trotzdem geht dabei eine Menge Zeit drauf und fast bei jeder Kontrolle findet man eine Kleinigkeit, die besser sofort repariert werden sollte, bevor sie größer wird. Wahrscheinlich wird uns das noch lange verfolgen, denn die einzige Lösung wäre ein Maschendrahtzaun und der ist teuer.

Eine weitere zeitintensive Aktion ist die Anzucht von Bäumen. Wir haben etliche Fruchtbäume wie Mandarinen, Orangen, Mangos oder Pampelmusen in kleinen Behältern vorgezogen, die nun bald einen Platz auf dem Grundstück erhalten sollen und natürlich einige davon auch schon eingepflanzt. Auch Moringas, Sternfrucht und (brasilianische) Pflaumen gehören dazu, aber leider sind diese auch bei Blattschneideameisen sehr beliebt.

Das Pflanzen ist aber auch nicht so einfach, wie man sich das vielleicht in Deutschland vorstellt, denn zuvor muß der zukünftige Standort ersteinmal vorbereitet werden. Das bedeutet aber wieder Gräser beseitigen, die locker 2m in die Höhe wachsen und über 4m in der Länge verflochten sein können. Wir sind jedesmal wieder überrascht, wie viel Schnittgut aus wenigen Quadratmetern zustande kommt. Natürlich schichten wir alles zu imposanten Kompostmieten auf, was die Paraguayer überhaupt nicht verstehen können. Schließlich ist es doch so einfach. Man wartet, bis es ein paar Tage hintereinander trocken war, schaut woher der Wind weht und zündet einfach an geeigneter Stelle das Gras an. Ruckzuck ist nicht nur das eigene trockene Gras verbrannt und alles wieder limpio (sauber), sondern manchmal auch das des Nachbarn gleich mit. Das bei derartigen Aktionen regelmäßig ganze Wälder abbrennen oder, wie im Chaco üblich, die Telefonkabel schmelzen, wird bei der Betrachtung gern außer Acht gelassen. Wozu sollte man sich auch darüber Gedanken machen, der abgebrannte Wald ist doch schon nach wenigen Wochen eine hervorragende neue Weidefläche und die paar Kabel tauscht doch die Telefongesellschaft wieder aus. Was machen sich die Deutschen doch ihr Leben kompliziert.

Anpflanzungen


Naturschutz mit wertbeständigem Gewinn

Natürlich haben wir auch von hier die Entwicklung in der Welt verfolgt und darauf reagiert. Da die alten Fiatgeldsysteme ihrem Ende entgegen sehen, bieten wir nun jedem, der unsere Naturschutzaktivitäten mit derzeit mindestens 50,-€ unterstützt, Anteil an unserer Wohnanlage. Das ist für jeden Unterstützer sicherlich ein zusätzlicher Anreiz und für uns eine Möglichkeit, uns mit einem wertbeständigen Gegenwert zu bedanken. Wer so wie wir die kommende Entwicklung sieht, hat auf diese Weise die Möglichkeit, sich noch schnell eine krisensichere Anlage für die Zukunft zu schaffen. Alle anderen werden es bestimmt als nette Geste werten.