Dezember 2018 - die Sonne steht Mittags im Zenit
Wir haben einen kalten Winter und ein sehr unruhiges Frühjahr hinter uns. Noch vor wenigen Tagen gab es einen Kälteeinbruch mit Nachttemperaturen von nur 14°C. Nun sind wir mitten in einer Hitzewelle und haben nachts 27°C und tagsüber 38°C. Arbeiten ist nur morgens möglich und wir bauen an unserer Terrasse.
Da wir rund 30km nördlich des südlichen Wendekreises sind, haben wir hier ein interressantes Schauspiel zu beobachten. Anders als in Europa scheint die Sonne hier im Winterhalbjahr aus nördlichen Richtungen und geht erst im Sommerhalbjahr morgens südöstlich auf und abend südwestlich unter. Was umgekehrt natürlich auch in Europa der Fall ist. Daß die Sonne nun aber Mittags direkt über uns steht, also gar keinen Schatten wirft und sogar minimal von Süden scheint, ist schon etwas neues für uns.
Nach dem wohl kältesten Winter seit langer Zeit mit den häufigsten und längsten Kälteperioden, war der Frühling oft eine Zitterpartie vor Unwettern. Wir haben ja schon an anderer Stelle den hausgemachten Klimawandel angesprochen. Noch vor ca. 20 Jahren gab es so gut wie nie Temperaturen unter 0°C und über 40°C, jetzt geht es in den südlichen Landesteilen im Winter öfter mal in den Frostbereich und die extrem heißen Tage im Sommer häufen sich ebenfalls. Im Frühjahr gab es immer wieder Unwetterwarnungen. Wir wurden zwar immer vom Schlimmsten verschont, aber nur gut 100km von uns entfernt traf es die Mennonitenkolonie Rio Verde sehr heftig. Hier traf es natürlich mal ausnahmsweise die Richtigen, denn dort wachsen Bäume nur noch als Zierde im Garten. Es ist ein schauriger Anblick, wenn man mit dem Bus dort durchfäht und weit und breit nur Rinder-Weiden und Sojafelder sieht.
Zur Zeit sind wir gerade dabei eine Veranda zu bauen, denn wir müssen mehrmals täglich umziehen, um den Schatten der Bäume und Büsche nutzen zu können. Unser kleines Häuschen ist zwar noch nicht verputzt, aber wir planen schon bald für unser Bad das erste nubische Gewölbe anzubauen. Im Herbst soll dann das erste Gästehaus, ebenfalls als nubisches Gewölbe, folgen. Die gepflanzten Bäumchen haben fast alle kräftig ausgetrieben und auch die Bananen bekommen langsam stattliche Größe. Sogar die ersten Bohnen konnten wir schon ernten. Leider haben wir viel zu wenig gepflanzt, da wir mit vielen anderen Dingen beschäftigt waren.
Nicht zuletzt mußten wir es als einen Fehler eingestehen, zu früh Tiere bekommen zu haben. Unsere beiden Hunde Frigga und Ronny hatten wir schon im August von Bekannten bekommen, die einfach zu viele Hunde haben. Als wir zur gleichen Zeit in den Markthallen drei kleine wimmernde Häufchen entdeckten, konnten wir sie natürlich auch nicht liegen lassen. Wir glaubten fest, einen Kater (Baldo) und zwei Katzen (Jette und Lucky) zu haben, aber als sie größer wurden stellte sich heraus, daß alle drei Kater sind - erst waren wir ein bischen traurig, nun denken wir, daß es besser ist, denn so bekommen wir keinen Nachwuchs. Nur Jette mußten wir zu Jesse umbenennen. Die Hunde bewohnen unsere Küche, denn bei dem ganzen Regen im Frühjahr konnten wir sie ja nicht draußen lassen.
Ja und die Katzen haben es noch besser, denn als sie allein aus ihrem Karton heraus und dann auch noch auf das Bett springen konnten war das ja soooo niedlich. Nun müssen wir eben unser zum Glück großes Bett teilen. Viel ärgerlicher ist es da schon, wenn sie nicht unbedingt unsere Schlafzeiten haben und morgens anfangen auf unseren immernoch nicht ausgepackten Kartons herumzuturnen oder irgendein Tierchen jagen, das herumflattert. Entspanntes Schlafen war gestern. Wie es ach sei, wir würden sie natürlich nicht mehr hergeben, denn alle haben wir ins Herz geschlossen und jedes Tier hat etwas ganz besonderes.
Anfang Oktober haben wir von einem Bekannten einen Hahn, drei Hühner und 20 Küken gekauft. Die Küken waren zwar alles Waisenkinder, denn er brütet sie in einer Maschine aus, aber sie haben sich mittlerweile prächtig entwickelt und sind schon so groß, wie die Erwachsenen. Leider mußten wir unseren prächtigen schwarzen Hahn abgeben, denn er wurde plötzlich aggressiv gegen uns und griff uns regelrecht von hinten an. Einen ganzen Tag lang konnten wir uns nur mit einem Laubbesen bewaffnet bewegen, denn seine Sporen waren sehr scharf. Zum Glück ging er abends, wie immer mit seinen Hennen in den Käfig - Tür zu und Freigang gestrichen. Schon am nächsten Tag kam ein Nachbar und holte ihn ab, nun sind die Hennen sichtlich lockerer, er hatte auch ihnen einige Blessuren zugefügt, wenn sie nicht so wollten, wie er.