Die lange Suche nach unserem Grundstück
Schon kurz nach unserer Ankunft begannen wir mit unserer Grundstückssuche und hätten nicht gedacht, daß es sich so lange hinauszögert. Den Anfang machte mal wieder ein Kontakt, den wir schon in Deutschland geknüpft hatten.
Er wohnte nach einer regelrechten Odysee nun bei einem Österreicher in Santo Domingo in Canindeyú. Wir hatten Glück, denn Manfred, der Österreicher, nahm uns bei seiner Heimfahrt aus Asunción mit. Die Rückfahrt von dort war dann auch unsere erste Busfahrt. Busse sind hier das wichtigste Verkehrsmittel. Leider paßte das uns angebotene Grundstück nicht zu uns. Es hatte (noch) keinen Titel, das ist hier so etwas wie ein Grundbuchauszug. Es war mit 24ha schön groß, aber natürlich auch entsprechend teuer. Ein bezugsfähiges Haus war auch nicht vorhanden, nur eine echte Bruchbude aus Brettern. Manfred fand uns wohl sehr sympathisch, denn er machte uns immer wieder neue Angebote, wir hatten schon ein schlechtes Gewissen, aber ein Grundstück, auf dem wir uns für den Rest unseres Lebens aufhalten wollen, sollte dann doch schon "stimmen".
Anfang November machten wir uns dann mit dem Bus zu einem weiteren Kontakt aus Deutschland auf den Weg. Er lebte damals seit 7 Jahren in Concepción und hatte uns eingeladen an einem monatlichen Treffen von deutschsprachigen teilzunehmen. Wir haben diese Reise in "Ein Besuch in Concepción mit Folgen" ausführlich beschrieben. Ruck zuck hatten wir dann auch am nächsten Tag einen Besichtigungstermin für ein 10ha Grundstück bei Belén. Ein schweizer Paar hatte uns spontan eingeladen, die folgende Nacht bei ihnen zu verbringen. Am nächsten Tag ging es dann wieder die 500km per Bus nach Emboscada.
Nun war bei uns alles am rotieren, denn Concepción hatten wir überhaupt nicht auf dem Plan, aber die Gegend gefiel uns auf Anhieb sehr gut. Ende November trieb es uns ein zweites Mal dorthin, denn die deutschsprachige Gruppe hatte noch ein paar Grundstücke aufgetrieben. Es waren einige wirklich schöne dabei, aber in den meisten Fällen scheiterte es dann doch am Titel und einige sprengten einfach unseren Geldbeutel. Weihnachten verbrachten wir dann in Bethlehem, also Belén, und auch da schauten wir uns noch einmal Grundstücke an, wieder Fehlanzeige. Wir waren schon sehr entmutigt, sollte es doch nicht die richtige Region sein?
Außerdem taten sich plötzlich Kontakte nach Independencia auf - ausgerechnet Independencia, was sollte uns das nun sagen? Es dauerte zwar eine ganze Weile, aber am Ende wurde doch bestätigt, was wir nur gehört hatten. Die interressanten Angebote waren natürlich alle längst weg, aber wir haben da noch.... Natürlich nicht das, was wir suchten. Als wir nicht einfach mal hinfahren wollten ohne konkretes Angebot, wurde es still.
Auch einen mittelalterlichen Feudalherren, der hier Burgen baut, hatten wir schon in Deutschland gefunden. Er hatte auch sehr interressante Grundstücke anzubieten und wir waren drauf und dran die beschwerliche Reise zu ihm anzutreten. Auf die Frage nach konkreten Angeboten wollte er aber nicht eher eingehen, bis er uns kennengelernt hat und auch nur dann, wenn wir seiner Hoheit genügen - danke, wir wollen doch nicht vom Regen in die Traufe. Später erfuhren wir durch einen Gast in Valle Tucán, daß es dort noch schlimmer ist, als wir vermutet hatten. Es mag vielleicht Menschen geben, die sich bei einer strengen Führung geborgen fühlen, aber wir gehören definitiv nicht dazu.
Es ist mittlerweile Februar 2018 und wir sind fast wieder am Anfang, denn alles ist wieder offen. Wir haben nicht einmal eine feste Region, in der wir nun verstärkt nach Grundstücken suchen. Wir beschließen erst einmal, unsere Aktivitäten einzuschränken und die Dinge auf uns zukommen zu lassen. Zum Glück haben wir ja keine Eile, denn wenn es nach unseren Vermietern ginge, könnten wir gern dauerhaft dort bleiben und wir haben uns auch sehr wohl dort gefühlt.
Plötzlich gibt es wieder Nachrichten aus Concepción. Markus, auch ein Österreicher, hat ganz in seiner Nähe ein Grundstück angeboten bekommen. Also machen wir uns Anfang April mal wieder auf den Weg nach Concepción. Wir haben uns eine sehr günstige Unterkunft bei seiner Frau besorgt und bleiben erst einmal eine Woche in der Stadt. Im Vorwege hatten wir noch, wie hier üblich, uns einige andere Grundstücke über Facebook herausgesucht, die wir auch noch anschauen wollten. Ein volles Programm für eine Woche lag also vor uns.
Gleich am ersten Tag bekamen wir schon wieder einen Dämpfer. Wir wollten uns ein Grundstück in Paso Barreto anschauen, einen Termin hatten wir schon gemacht. Wir hatten auch von der neuen Brücke über den Aquidaban gelesen. Was wir nicht wußten, war, daß die Straße dorthin so schlecht ist, daß der Bus fast 100km Umweg fährt und das, obwohl Paso Barreto gerade mal 60km entfernt ist. Wir haben kurzerhand abgesagt. Noch am selben Tag stellte sich ein weiteres Grundstück als Pleite heraus, denn es hatte keinen Titel.
Dank des Rollers unserer Vermieterin konnten wir nun weitere Grundstücke besichtigen. Es war fast immer dasselbe, entweder kein vernünftiger Titel oder eine undurchsichtige Erbengemeinschaft. Montags wäre unser Abreisetag gewesen, aber am Sonntag (wir saßen frustriert im Stadtpark) meldete sich Markus noch einmal und sagte, er könne für morgen noch einen Termin machen. Was soll's dachten wir, auf einen Tag kommt's nun auch nicht mehr an.
Ohne große Erwartungen trafen wir uns mit dem Verkäufer am Busterminal. Er brachte gleich eine Kopie seines Kaufvertrages und des Titels mit und fuhr uns in seinem Auto zum Grundstück. Hier empfing uns sein Schwager und zeigte uns, wie wir erst viel später merkten, die schlechteste Seite des Grundstückes. Er stapfte durch hohes Gras und matschige Kuhpfade bis zur Mitte und dann auch schnell wieder zur Einfahrt. Wollte er vielleicht die Weide für seine Rinder behalten? Aber irgendwie machte das Grundstück gleich einen positiven Eindruck auf uns durch den freien Blick dank der Hanglage, die Ruhe und eine gewisse Ausstrahlung war auch vorhanden.
Auf der Rückfahrt fragte der Verkäufer, 10 Minuten vor 12, ob uns das Grundstück gefällt und wir versuchen wollen, ob die Escribania noch offen hat. Sie hatte und ehe wir uns versahen, saßen wir ihr gegenüber und machten Kopien unserer Pässe. Wow, hatten wir uns gerade für ein Grundstück entschieden? Wir konnten es selbst kaum fassen. Klar hätten wir zu diesem Zeitpunkt ohne Probleme zurücktreten können, aber es hatte ja einen Sinn, daß es so gekommen ist.
Am Dienstag fuhren wir zurück nach Emboscada und die ruhige Zeit war vorbei. Von nun an gab es viel zu tun und wir pendelten noch einige Male zwischen Concepción und Emboscada hin und her. Unsere Vermieter freuten sich natürlich für uns, waren aber ein wenig traurig, daß wir sie nun verlassen - und wir waren es auch. Am 1. Juni mußte Michael alleine ein letztes Mal mit dem Nachtbus nach Emboscada fahren, um dann mit unserem Spediteur, Peter Kunzmann, unsere 27 Kartons nach Concepción transportieren zu lassen. Damit ging unsere schöne Zeit in Emboscada zu Ende und wir hatten nach 7 1/2 Monaten in Paraguay endlich unser eigenes neues Zuhause gefunden.