Das Hobbithaus - unser Zuhause für die nächsten Tage
Da in dem Haus, in das wir eigentlich einziehen sollten, noch einige Einbauten zu erledigen waren, konnten wir einige Tage in dem Musterhaus für die Hobbithäuser wohnen. Wir genossen diesen unerwarteten Luxus, wollten uns aber lieber nicht zu sehr daran gewöhnen.
Auf nach Valle Tucán
Antonio, der Taxifahrer, bringt uns am 29.09.2017 nach Valle Tucán in Emboscada. Auf der Fahrt werden wir angehalten und der Polizist will unsere Pässe und die Cedula des Fahrers sehen. Natürlich kein Problem und es geht auch sofort weiter. Dies war die einzige Polizeikontrolle, die wir erlebten bis wir fast ein Jahr später mit unseren eigenen Fahrzeugen kontrolliert wurden. In Limpio steht ein ausgebrannter Sattelzug und kurz vor Emboscada ist ein großer Brandfleck auf dem Asphalt. Später erfahren wir, daß es zwei Unfälle waren, der bei Emboscada kostete den Bürgermeister das Leben, denn er kollidierte frontal mit einem Tanklastzug. PKW und Zugmaschine brannten vollständig aus und es grenzte an ein Wunder, daß der stark angesengte Auflieger nicht explodierte. Die Wracks konnte man noch Wochen später vor der Polizei in Emboscada bestaunen.
Die 2km Erdstraße waren in sehr gutem Zustand und als wir ankamen, war erstmal niemand da, Jörg hatte uns aber vorher gesagt wohin wir sollen und alles offen gelassen. Wir genossen einfach die Ruhe.
Bei unserem ersten Spaziergang treffen wir gleich auf zwei imposante Leguane. Leider sind sie sehr scheu und viel zu schnell verschwunden. Abends sitzen wir gemütlich mit Jörg beim Bierchen und danach wollen wir noch einen Film schauen, finden aber keinen passenden Adapter. Natürlich sind die aus Deutschland mitgebrachten auf Sicherheit ausgelegt und daher paßt ein Schuko-Stecker nicht in einen 2-poligen Adapter. Für heute fällt der Film aus, später entferne ich einfach zwei Plastiknasen und schon geht das - wir sind ja schließlich erwachsen und in Paraguay, hier braucht keiner die deutschen Sicherheitsgängeleien. Wer einmal das Wissen erlangt hat, daß das Schicksal immer einen Weg findet, um die anstehende Lernaufgabe umzusetzen, der weiß wie unsinnig das ist. Wer den Stromschlag verhindert, fällt halt die Treppe herunter oder wird krank - es ist alles gleich-gültig. Das bedeutet, daß es den selben Zweck erfüllt. Mit diesem Wissen hat man in Europa natürlich keine Chance und daher sind wir nun hier und treffen immer wieder Menschen, die ähnlich denken - es ist schön.
Die ersten Einkäufe in Emboscada
Am nächsten Tag lernen wir dank Jörg den "Comercial Santo Tomas" kennen, der lange Zeit unser Einkaufsladen bleiben wird. Und er zeigt uns "Brian". Brian ist zwar Fleischer, aber er hat die 1-Liter-Flasche (in Wirklichkeit nur 935ml) Brahma und Pilsen für nur 7.500,-Gs statt 9.000,-Gs,wie sonst üblich. Die beiden Biersorten der Brauerei CERVEPAR werden in dicken Glas-Pfandflaschen (außer den Dosen) geliefert. Die Flasche wiegt fast so viel, wie der Inhalt. Da es mit dem Mitnehmen selten klappt und wir kein Fahrzeug haben, bleibt uns nur das Schleppen mit der Hand. Hätten wir doch nur einen der großen Rucksäcke mitgenommen. Emboscada ist ein aufstrebendes Städtchen an der Ruta 3 und auch die Einkaufsmöglichkeiten sind recht umfangreich, aber nicht so erschlagend, wie in Asunción. Immerhin gibt es sogar eine Baustelle für einen Supermarkt.
Sommerzeit und Unwetter
Am 01.10. wurde nicht nur die Uhr umgestellt (nun sind es nur noch 5 Stunden Differenz zu Deutschland), sondern es gab auch eine Unwetter-Warnung. Bis zum Nachmittag sollten wir davon nicht viel merken, aber dann ging es mit brachialer Energie los. Ein Gewitter zog auf mit kräftigem Regen und heftigen Sturmböen. Wir konnten das Spektakel aus der sicheren Deckung des mit Erde bedeckten Hobbithauses regelrecht genießen. Es war für uns eine imposante Erfahrung. Das dies kein alltägliches Gewitter war, bewies Jörg, der, als das Schlimmste vorbei war, erstmal herüberkam und sich nach unserem Befinden erkundigte. Leider hatte es auch ein paar Bleche seines Werkstattdaches heruntergeweht. Nun hatte sich das Wetter Paraguays uns mal von der schlechtesten Seite gezeigt. Natürlich saßen wir fast die ganze Zeit im Dunkeln, denn bei den ersten Sturmböen fiel der Strom aus, aber schon am späten Abend war er wieder da.
Vegan oder doch nur vegetarisch
Am 11.10. bekommen wir von Hugo, dem Arbeiter von Vale Tucán, zum ersten Mal quesu paraguayo mitgebracht. Bislang haben wir uns von einem Einerlei aus Brot (nur Weißbrot), Tomaten, Bananen und Orangen ernährt. Auf die Dauer ist das natürlich viel zu einseitig. Abwechlung ist aber sehr teuer und so wird der Käse, der übrigens von Hand hergestellt wird und von den eigenen Kühen des Bauern stammt, zu unserem künftigen Nährstofflieferanten. Eine vegane Ernährung wäre genaugenommen auch später gar nicht möglich, denn wir können unmöglich gewährleisten, daß sich nicht doch das eine oder andere Insekt in unseren Früchten versteckt und mitgegessen wird. Es ist ja auch gar nicht notwendig, denn wir wollen ja hauptsächlich keinen Anteil mehr am Elend der Schlachttiere haben und auch deren grenzenlose Angst uns nicht täglich einverleiben. Also machen wir ganz bewußt den Schritt zurück zur vegetarischen Ernährung.
Wir haben den Aufbruch und die ersten Tage in der neuen Heimat sehr intensiv erlebt und daher auch im Nachhinein ausführlich beschrieben. Im Folgenden werden wir unsere weiteren Erlebnisse ein wenig zusammenfassen, wenn sie eher alltäglicher Natur sind.