Der Abflug naht

Das Haus ist verkauft, alle Verträge sind gekündigt unsere Haustiere haben ein neues Zuhause und die richtig heiße Phase beginnt. Wir suchen fieberhaft nach einer günstigen Transportmöglichkeit für unser Hab und Gut, nach bezahlbaren Flugtickets und müssen die notwendigen Papiere besorgen.

Der Abflug nahtJe näher wir dem Abflugtermin kamen, desto hektischer wurde es. Zum Glück lief unser Telefonvertrag im Mai aus und wir haben ihn auch rechtzeitig gekündigt. Wären wir jetzt schon in Paraguay gewesen, hätte uns nichts gewundert, aber nun mußten wir schmerzhaft feststellen, daß man in Deutschland einen Telefonvertrag nicht selbst kündigen darf. Was nun geschah hätte sicherlich manch einen zur Verzweiflung gebracht. Wir bekamen keinen kurz laufenden Anschlußvertrag, da wir und nicht die neue Telefongesellschaft gekündigt hatten und wir bekanen keinen neuen, da wir von O2 erst falsch beraten und dann auf die normale Warteliste gesetzt wurden. Den folgenden Monat ohne schnelles Internet und Festnetz nahmen wir als Übung für Paraguay. Rückblickend können wir nun sagen, daß wir in fast einem Jahr Paraguay nur an besonderen Feiertagen ein schlechteres Internet hatten.

Das wir den Anfang August nicht einhalten können, war uns zum Glück schon recht früh klar und so konnten wir mit den Käufern unseres Hauses eine "Duldung" vereinbahren. Da wir, wie wohl fast jeder, von unserem eigenen Verhalten in so einer Situation ausgegangen sind, hätten wir uns vorher niemals vorstellen können, was so eine Duldung bedeutet. Aber Schwamm darüber, wir haben immerhin das Haus verkaufen können und sogar den Preis erhalten, den wir uns vorgestellt hatten.

Die Suche nach einem Spediteur begannen wir bei Vergleichsportalen für Umzüge, aber die angebotenen Preise waren für unseren Geldbeutel eher etwas überzogen. Zum Glück sind wir durch unsere Recherchen immer wieder auf den Namen Peter Kunzmann gestoßen und so ist uns dann auch die Möglichkeit bei ihm Beipack zu einem fairen Preis zu buchen "zugefallen" (übrigens die bessere Bedeutung des Wortes "Zufall"). Wir hatten uns vorgenommen 10 Umzugskartons zu verschicken - zum Schluß waren es 27! Immer wieder fanden wir noch etwas, was unbedingt noch mitgenommen werden sollte. Die letzten sechs Kartons brachten wir noch am Abflugtag zu Hermes. Spätestens hier begannen wir uns komplett treiben und die Dinge auf uns zukommen zu lassen. Später erfuhren wir, daß es die letzte Beipackfracht werden sollte - wieder Zufall?

Die Papiere zu besorgen, war für uns eine einzige Lernaufgabe in Vertrauen. Immer, wenn wir versuchten etwas zu planen, ging es zwar nicht wirklich schief, aber es funktionierte erst im letzten Moment. Wie wir unter https://www.paraguay-info.net/information/auswandern-und-leben/infos-zur-einwanderung.html beschrieben haben, ist der Ablauf ja sehr gut dokumentiert. Wie immer, sind es die Kleinigkeiten, die zu Problemen führen. Wir hatten sie natürlich absichtlich erst recht spät besorgt, da sie nur eine begrenzte Gültigkeit haben, aber daß die Ausfertigung gleicher Dokumente in Deutschland so unterschiedlich lange dauert hatte uns dann schon in Schwierigkeiten gebracht. Die Krönung war, daß die Botschaft von Paraguay genau in den Tagen umzog, als wir die Papiere zur Legalisierung einschicken wollten. Nun begann ein echter Wettlauf mit der Zeit, denn wir wußten nicht, ob sie noch rechtzeitig vor unserem Abflug zurückkommen. Sie kamen - und zwar am Samstag, Montag flogen wir!

Ein Flugticket zu besorgen ist doch heute super einfach geworden - denkste!
Wochenlang haben wir die verschiedensten Internetangebote durchstöbert, unterschiedliche Routen und Abflughäfen versucht und natürlich auch mit dem Datum herumgespielt. Gelernt haben wir daraus, daß der Preis erheblich vom Termin abhängt. Wirklich günstige Flüge haben wir aber nur auf extremen Umwegrouten gefunden, die uns eine imense Reisedauer von 30 und sogar noch mehr Stunden beschert hätten - klar, wenn man über die USA und Peru oder Chile fliegen soll. Aber da war doch noch das kleine Reisebüro in unserem Städchen...
Na ja, ein Versuch kann ja nicht schaden, also angerufen. Da ich wenig Hoffnung hatte, habe ich auch auf die "hoffnungslose" Tour angefragt und gleich gesagt, daß wir uns schon hinlänglich informiert hätten. Die Antwort war: "Was muß ich denn toppen?" und "Geben Sie mir eine Stunde". Als sie anrief, trauten wir unseren Ohren nicht. 798,-€ pro Person und es ging über London und Sao Paulo, also fast schon ein Direktflug. Carmen fährt noch am selben Tag los und bezahlt die Tickets, damit sie uns keiner mehr wegschnappen kann. Als sie wieder zurückkommt will ich auf die Uhr des Computers schauen und sehe das Datum - es ist der 15.08., wir haben also am Tage der Nuestra Señora Santa Maria de la Asunción (Mariä Himmelfahrt) einen Flug nach Nuestra Señora Santa Maria de la Asunción gebucht. Wenn das kein gutes Zeichen ist, was dann? Vielspäter merken wir, daß auch der Flugtag selbst ein ganz markanntes Datum ist, aber das erzählen wir später.

FamilieAuch Carmens Kinder Nils und Hendrik mit Freundin waren in den letzten Wochen sehr oft bei uns zu Besuch. Da Paraguay ja nicht gerade um die Ecke liegt und das nächste Treffen wohl erst 2 Jahre später stattfinden wird, gab es viel zu bereden. Mittlerweile stehen sie voll hinter unserem Emtschluß und unterstützen uns nach Kräften. Gerade die Idee, finanziell Schwächeren die Möglichkeit eines alternativen Lebens zu ermöglichen finden beide heute richtig toll.