Canindeyú - unsere erste Busfahrt
Busfahren ist hier immer ein Erlebnis
Wenn man keinen eigenen fahrbaren Untersatz hat und die Entfernung zu groß wird, dann bleibt hier nur ein Transportmittel übrig - der Bus. Eine Eisenbahn gibt es nicht mehr, die wenigen Flußschiffe fahren oft sehr lange und selten und Flugzeuge sind nicht nur teuer, sondern ebenfalls selten und schaden dazu auch noch der Natur erheblich.
Paraguay hatte zwar die erste Eisenbahn Südamerikas, aber davon ist (fast) nichts übrig geblieben. Nur ein paar alte Bahnhöfe, Waggons und Dampfloks zeugen noch von diesem Fortbewegungsmittel. Wir finden dies sehr schade, aber immerhin soll die Strecke von Asunción nach Encarnación in irgendeiner fernen Zukunft mal wieder befahren werden. Auf den großen Flüssen verkehren zwar immer noch Passagierschiffe, aber wer will heute schon 1,5 Tage unterwegs sein, wenn es der Bus in 8 Stunden schafft. Kleine Propellerflugzeuge fliegen zwar einige Flughäfen im Land an, aber es ist mindestens doppelt so teuer wie der Bus und da die Flughäfen nicht unbedingt nahe am Zielort liegen, auch nicht wirklich schneller.
Als wir noch in Asunción waren, haben wir uns um die Stadtbsse herumgedrückt, denn es waren einfach zu viele neue Eindrücke und wir wollten uns nicht mit noch mehr belasten. Die wenigen "Ausflüge" haben wir zu Fuß erledigt und zweimal ein Taxi genommen, da wir einen Termin hatten (Migraciones).
Ein Grundstück in Santo Domingo, Canindeyú
Am 24.10.2017 wurden wir von einem Bekannten mit dem Auto nach Santo Domingo in Canindeyú mitgenommen, um uns ein Grundstück anzuschauen. Dieses Grundstück wurde uns schon in Deutschland angeboten und wir waren erstaunt, daß es noch zu haben war. Obwohl er uns mit Preis und Zahlungsziel sehr entgegenkam und auch das volle Risiko getragen hätte, wenn es mit dem Titel nicht geklappt hätte - er wäre erst in zwei Jahren ausgestellt worden - war es für uns mit 24ha zwar nicht zu groß, aber einfach zu teuer. Auf Abhängigkeiten wollten wir uns nicht einlassen und so war auch ein Regierungsprojekt zur Renaturierung in der Nähe nichts für uns. Immerhin hatten wir nun einen neuen Teil des Landes gesehen und die Region, die wir ja in die engere Wahl gezogen hatten, gefiel uns auch sehr gut.
Die Rückfahrt ging dann mit dem Canindeyú-Bus und sollte unsere erste Busfahrt werden. Franz, den wir in der Unterkunft kennengelernt hatten, zeigte uns ein Foto der Abfahrtszeiten in Salto del Guaira. Für 100km Ruta braucht so ein Bus ungefähr eine Stunde wurde uns gesagt, aber wir gingen lieber etwas früher hin. Aber wo hin? Wo ist denn die Haltestelle?
Es ist ganz einfach, denn man muß nur an die richtige Straße gehen und sich bemerkbar machen, dann hält der Bus genau vor den Füßen. Wir hatten uns einen schönen Platz gesucht und konnten gut einen Kilometer der Ruta 10 übersehen. Da viele LKW von vorn einem Bus sehr ähnlich sehen, haben wir schon ein paarmal genauer hinschauen müssen. Nun war er aber fällig und wieder ein LKW - und ein zweiter - und ein dritter - und ein vierter ... nein, das ist der Bus und er setzt zum Überholen an...
Wir wissen nicht, wie er uns gesehen hat, aber plötzlich bricht er den Überholvorgang ab und hält genau vor uns an - puh, wir hatten schon Angst, eine weitere Stunde warten zu müssen.
Wir waren total überrascht, denn der Bus war richtig komfortabel und sehr sauber, sogar nach europäischen Maßstäben. Man fühlte sich eher wie in einem modernen Schnellzug und wenn wir nicht immer wieder hinausgeschaut hätten, wüßten wir nichts von den ständigen Überholmanuevern. Nach einer sehr angenehmen Fahrt hatten wir dann noch eine Hürde zu überwinden - der Ausstieg. Bei nur gut 20 Fahrgästen konnten wir kaum darauf hoffen, daß außer uns noch jemand in Emboscada aussteigen wollte, also beobachten wir schon rechtzeitig ein wenig. Der vordere Bereich ist abgedunkelt, damit man nicht dem Fahrer und Begleiter über die Schulter schauen kann. Andere Fahrgäste klopfen einfach an die Tür, dann wird aufgemacht und etwas später hält der Bus. Aber wann sind wir denn nun da? Zum ersten Mal freuen wir uns über Google Maps und die gute Internetversorgung. Der Bus hätte zwar sogar WiFi haben sollen, aber irgendetwas muß ja defekt sein, denn wir sind ja in Paraguay. Die letzten Kilometer verfolgen wir also auf der Online-Karte, gehen dann nach vorn und schaffen es sogar uns verständlich zu machen. Er hielt genau dort, wo wir wollten. Nun hatten wir also auch dieses Abenteuer gemeistert und es sollten noch einige Fahrten folgen.